Ich habe mich lange vor diesem Thema gedrückt. Nicht, daß ich es nicht grundsätzlich interessant und spannend finde, aber die einschlägigen Medien verwursten dieses Thema auf ihre ganz eigene Art.
Schöne neue Welt könnte man meinen. Das Internet der Dinge wächst und schon bald kann ich meine Schreibtischlampe von unterwegs aus anknipsen. Mehr als ein halbes Dutzend große Anbieter tümmeln sich auf dem Markt und versuchen mit Macht ihre Produkte an den Käufer zu bringen. Aber was ist genau dieses Internet der Dinge überhaupt und was macht mein Smarthome?
Fangen wir ganz klein an. Das sog. Internet der Dinge ist eine Phrase, die in den letzten Monaten immer weiter ins kollektive Gedächtnis sickert, forciert durch die Massenmedien. Sie beschreibt ersteinmal nichts anderes als die Vernetzung ordinärer Haushaltsgegenstände. Mein Mixer, Toaster und die Waschmaschinen können also miteinander reden? Nicht ganz. Im Moment können einige Geräte mit dem Internet verbunden werden und über eine propritäre Software angesteuert werden. Mehr nicht. Etwas weiter gehen Automatisierungssysteme, die unter dem Begriff “Smarthome” geführt werden.
Hier lassen sich beispielhaft die Systeme Smarthome von RWE, HomeMatic oder auch FHEM anführen. All diese Systeme sind dazu gedacht Funktionen im Haus zu steuern. Prinzipiell ist das eine intressante Sache, leider ist der Begriff Smarthome bzw. Hausautomation hier etwas irreführend. In den häufig eingesetzten Basisversionen sind diese Systeme nicht anderes als überteuerte Lichtschalter, mit denen ich Steckdosen oder Leuchten per Smartphone ein- und ausschalten kann, oder diese Funktionen zeitgesteuert auslöse. Smart ist hieran aber eigentlich nichts. Den gleichen Effekt erziele ich auch mit einfachen Zeitschaltuhren, die es seit vielen Jahren im Handel gibt.
Meine Auffassung von einer echten Hausautomation ist weicht hiervon deutlich ab. Der Begriff “Automation” implizierte einen weitestgehend autarkten Ablauf von Steuerungsvorgängen, in die ich mich als Immobilienbesitzer nicht einmischen muss. Es bringt meines Erachtens nach keinen energetischen Vorteil, wenn ich meine Lampen zusause von unterwegs aus einschalten kann. Eine “echte” Automatisierung beschränkt sich nicht auf externe Steuerimpulse oder einfache Zeitschaltungen, sondern beruht auf der kontinuierlichen Erfassung und Auswertung von Sensordaten. Wenn ich das mal auf den großen Punkt Energieeffizienz beziehe, sammelt das System grundlegende Umgebungs- und Gebäudezustandsdaten, z.B. Sonnenstand und Strahlungsintensität, Lichtstärke, Aussentemperatur, Luftfeuchte, Taupunkt, Luftdruck, Innentemperatur, Luftfeuchte und Luftqualität usw. Diese Messdaten werden laufend vom System erfasst und ausgewertet.
Das so ermittelte Gesamtbild kann nun genutzt werden um mit der Gebäudetechnik die gewünschten Sollzustände zu erreichen. Die Lüftungs- und Heizungsanlage können anhand der Lufttemperatur, Luftfeuchte und Innenraumluftqualität gezielt angesteuert werden, laufen nur, wenn es notwendig ist und dann mit optimaler Leistung. Die Heizungsanlage berücksichtigt z.B. die Erwärmung durch Sonneneinstrahlung und kann dadurch mit weniger Leistung betrieben werden. Würden hier nur zeitliche Einstellungen greifen, brauche ich kein aufwendiges System, daß können eigentlich alle Zentralheizungen, die in den letzten 25 Jahren eingebaut wurden von Haus aus ;) Aber, hier muss abgewogen werden. Sicherlich kann ein derartiges System Energie und damit bares Geld sparen. Dem gegenüber stehen aber dann Anschaffungs-, Installations-, Wartungs- und sonstige Betriebskosten, die die Ersparnisse gleich wieder auffressen. Ich wage also zu bezweifeln, daß ein entsprechendes System zum aktuellen Zeitpunkt merkliche Kosteneinsparungen erzielt.
Dazu kommt das leidige Thema Datenschutz. Je mehr Daten mein Haus (als abstraktes Objekt) sammelt, auswertet und ggf. über das Internet verfügbar macht, desto mehr Gedanken muss man sich über den Schutz dieser Daten machen. Im Moment argumentieren Netzbetreiber für Smarthomes, indem Sie eine optimale Auslastung der Netze propagieren. Das klassische Beispiel ist hier das nächtliche waschen der Wäsche bei relativ geringer Stromnachfrage. Diese Idee ist sicherlich nicht neu. Schon seit Jahrzehnten gibt es Nachtstromtarife, z.B. für Betreiber von Nachtspeicheröfen. Dummerweise sind derartige Tarife im Moment rar gesät. Aber, die Anbieter werden nicht müde die Vorteile anzupreisen und, noch besser, dem Nutzer die lästige Arbeit abzunehmen nachts selbst die Waschmaschine anzuschmeissen.
Worüber weniger gesprochen wird ist, wie sowas im Detail gemacht werden soll. Damit der Netzbetreiber eure Waschmaschine zum optimalen Zeitpunkt starten kann, sind zwei Grundvoraussetzungen zu erfüllen.
Erstens muss der Betreiber wissen, wieviel Strom gerade im Netz nachgefragt wird. Dies wird über sog. intelligente Stromzähler (Smartmeter) ermittelt. Das sind digitale Zähler, die per Breitbandanschluss am Internet hängen. Zweitens muss der Betreiber dann auch einen Zugriff auf die Waschmaschine haben. Im komfortablen Fall über eine internetfähige Waschmaschine, oder zumindest eine internetfähige Steckdose, an die die Maschine angeschlossen ist. Das Problem dabei: Wenn Stromzähler und Gerät oder Steckdose(n) am Netz hängen und von aussen erreichbar sind, sind sie das nicht nur für Netzbetreiber oder den jeweiligen Gerätebesitzer, sondern auch für potentielle Angreifer. Hier reden wir nicht zwangsläufig über professionelle “Hacker”, die gezielt auf euer System losgehen, sondern viel mehr von irgendwelchen Skript-Kiddies, die sich einen Spass daraus machen arglose Gerätebesitzer in den Wahnsinn zu treiben. Nicht zu vergessen ist auch, was der Netzbetreiber mit den gesammelten Daten anfängt. Hier besteht z.B. sicherlich ein Interesse daran Verluste durch die Verlagerung stromintensiver Anwendungen in eine Niedrigtarifzeit aufzufangen. So sind dann z.B. “Strafzuschläge” für die Benutzung eines Föns am frühen Abend (hohe Last) denkbar. Zu verschenken haben gewinnorientierte Konzerne idR nämlich nichts.
Aber, die Netzanbindung macht ja nicht an der Haustür halt. Auch ins Auto hält das Internet Einzug. Die Einbindung des Telefons in das Audiosystem eines aktuellen Fahrzeugs ist fast schon Standard, der Trend geht aber hin zur umfangreichen Integration des Mobiltelefons in die Fahrzeugelektronik. Aber ganz ehrlich, brauchen wir sowas? Muss ich denn auch im Auto unbedingt erreichbar sein, Mails (vorge)lesen bekommen oder auf Internetplattformen unterwegs sein? Muss ich mein Autoradio über das Smartphone steuern? Nein. Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Als Autofahrer trage ich eine besondere Verantwortung im Strassenverkehr, dort sollten Ablenkungen möglichst vermieden oder zumindest minimiert werden. Die Integration des Telefons mit all seinen Apps und Multimediafunktionen steht dem offensichtlich entgegen.
Manchmal ist es ratsam sich auf die “gute (nicht immer)” alte Zeit zurückzubesinnen und es frei nach Peter Lustig zu halten “jetzt einfach mal abschalten”.
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